Sitzhöhe, Sitztiefe und Lordosenstütze korrekt anpassen für ergonomisches Sitzen.
Grundlagen & Zielbild
Ziel: neutrale, belastungsarme Sitzhaltung. Füße vollflächig, Unterschenkel senkrecht, Hüfte minimal über Kniehöhe, Becken leicht aufgerichtet, natürliche Lendenlordose, Schultern locker, Kopf „schwebt“ über der Wirbelsäule. So verteilst du Lasten gleichmäßig und vermeidest Zwangshaltungen. Ein leicht aufgerichtetes Becken verhindert den typischen Rundrücken im unteren Rücken.
1-Minuten-Quick-Check
Klick zum Vergrößern: 1-Minuten-Quick-Check für Sitzhöhe, Sitztiefe & Lordosenstütze
Füße satt am Boden-sonst Sitzhöhe oder Fußstütze anpassen.
2–3 Fingerbreit Luft vor der Kniekehle-Sitztiefe passt.
Angenehmer, spürbarer Druck im Lendenbereich-Lordose korrekt.
Unterarme auf Tisch/Armlehnen ohne Schulterhochzug-Oberkörper entlastet.
Sitzhöhe einstellen
Ziel: Hüfte ca. 2–3 cm über Kniehöhe. Dadurch kippt das Becken leicht nach vorn, die LWS richtet sich auf, die Atmung wird freier. Wenn der Tisch zu hoch ist und nicht verstellbar: erst Stuhl korrekt einstellen, dann Armlehnen auf Tischhöhe bringen. Ggf. Fußstütze nutzen.
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Vorgehen
Füße flach, hüftbreit. Hebe/senke den Sitz, bis Hüfte leicht über Knie liegt.
Prüfe: Unterschenkel senkrecht. Kein Druck in Kniekehlen oder Fersen.
Interplay mit Tisch: Ist der Tisch zu hoch, hebe Armlehnen/Tisch; ist der Tisch zu niedrig, senke Stuhl (ggf. Fußstütze) oder erhöhe den Tisch.
Hinweis: Weiche Schuhsohlen oder sehr dicke Sohlen verändern die effektive Sitzhöhe – Einstellung immer mit typischem Arbeitsschuh prüfen.
Sitztiefe & Oberschenkelauflage
Ziel: breite, druckarme Oberschenkelauflage ohne Einschnüren der Kniekehlen. 2–3 Fingerbreit Abstand zwischen Sitzvorderkante und Kniekehle sind ideal.
So passt du an
Rutsche ganz nach hinten an die Lehne. Schiebe die Sitzfläche vor/zurück, bis der Abstand stimmt.
Bei kurzer Beinlänge: Sitztiefe verkürzen oder dünnes Keilkissen nutzen; sonst droht Beckenkippung nach hinten.
Bei langer Beinlänge: längere Sitzfläche wählen; Notlösung „ganz nach vorn rutschen“ erzeugt Rundrücken.
Warnsignale: Taubheitsgefühl in Unterschenkeln, kalte Füße, einschlafende Beine-Sitztiefe meist zu lang oder Polster zu hart.
Lordosenstütze & Rückenlehne
Ziel: die natürliche Lendenlordose unterstützen, nicht erzwingen.
Der stärkste Druckpunkt liegt typischerweise im Bereich L3–L5, knapp über dem Hosenbund.
Optimal ist eine neutrale Lendenkurve, kein übertriebenes Hohlkreuz. Wenn du Druckschmerz nach wenigen Minuten spürst, ist die Intensität zu hoch.
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Lordosenstütze richtig einstellen – in 3 Schritten
Höhe: Stütze so schieben, dass du „getragen“ wirst. Zu hoch-Druck an den Rippenbögen; zu tief-du rutschst vor.
Intensität: mit moderater Wölbung starten. Druck erhöhen, bis du Stabilität spürst – ohne nach vorn gedrückt zu werden.
Lehnengegendruck: so wählen, dass du dich dynamisch anlehnen kannst, ohne hinterzukippen.
Armlehnen entlasten Nacken/Schultern – falsch eingestellt erzeugen sie genau dort Spannung.
4D-Regel
Höhe: Unterarme liegen locker auf, Schultern bleiben gesenkt. Kein Schulterhochzug.
Breite: so nah, dass Oberarme körpernah bleiben – keine gespreizten Ellbogen.
Tiefe: für Tippen näher zur Tischkante, für Mausarbeit ggf. etwas vorziehen.
Rotation: leicht nach innen drehen kann Handgelenke entlasten.
Pro-Tipp: Nutzt du eine schmale Tastatur (TKL/65 %), rücke die Maus näher an den Körper – kürzere Hebel, weniger Ulnarabweichung.
Sitzfläche, Neigung & Mechanik
Eine minimal nach vorn geneigte Sitzfläche (1–3°) kann das Becken aufrichten. Wichtig: kein „Wegrutschen“ erzeugen. Die Synchronmechanik unterstützt dynamisches Öffnen des Hüftwinkels.
Vorneigung: vorsichtig testen. Bei Zug im Knie-weniger Neigung.
Härte/Polster: Polster soll Druck verteilen, aber nicht „schlucken“. Zu weich-instabile Beckenposition.
Synchronmechanik: Gegendruck ans Körpergewicht anpassen; Ziel ist „mitgehen“, nicht „wegkippen“.
Free-Float (optional): kurzzeitig ok, aber für präzise Arbeit lieber gedämpft.
Dynamisches Sitzen & Mikro-Moves
Die beste Einstellung verliert gegen Starrsitzen. Mikrobewegungen halten Bandscheiben versorgt, lösen Schulterschlaufen und stabilisieren den Rumpf. Entscheidend ist nicht Perfektion, sondern die Frequenz der kleinen Positionswechsel.
Alle 20–30 Minuten: Lehne aktiv nutzen, Brust öffnen, 3 tiefe Atemzüge.
Der Stuhl steht oder fällt mit fünf Einstellungen: Sitzhöhe, Sitztiefe, Lordosenstütze, Armlehnen und Lehnengegendruck. Wenn diese Punkte stimmen, bleibt die Lendenkurve neutral, die Schulterkette entlastet und der Fokus länger stabil.
Bringe die Reihenfolge konsequent durch und ergänze sie um Mikrobewegungen sowie kurze Stehphasen. Wer das täglich abruft, reduziert Scherkräfte, vermeidet Druckpunkte und arbeitet über Stunden belastungsärmer.
FAQ zur richtigen Einstellung des Schreibtischstuhls
Wie finde ich die richtige Sitzhöhe?
Hüfte 2–3 cm über Kniehöhe, Füße vollflächig am Boden. Fühlt es sich „eingeknickt“ an, sitzt du zu tief.
Meine Sitzfläche ist nicht verstellbar – was nun?
Mit Keilkissen die effektive Sitztiefe verkürzen. Mittel-/langfristig ein Modell mit Sitztiefenverstellung nutzen.
Wie stark darf die Lordosenstütze drücken?
Spürbar, stützend – aber ohne Vorwärtsschub. Druckpunkte sind ein Zeichen für zu viel Intensität oder falsche Höhe.
Armlehnen oder lieber Tischkante?
Beides ist ok – Hauptsache, die Schultern bleiben unten. Starre Doppelauflage vermeiden.
Wie integriere ich Dynamik im Sitzen?
Lehnenmechanik nutzen, alle 20–30 Minuten Mikrobewegungen, optional 2–3 kurze Stehphasen pro Halbtag.
Ergonomie-Quiz
Kurzer Selbstcheck zu Sitzhöhe, Rückenstütze und Monitorabstand – kompakt, neutral und praxisnah.