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Augenregeln (20-20-20)

Orientierung zur 20-20-20-Regel bei Bildschirmarbeit zur Entlastung von Augen und Nacken.

Grundlagen & Zielbild

Ziel: weniger visuelle Ermüdung, stabile Blinkrate, ruhige Kopfhaltung. Dein Blick löst sich regelmäßig vom Nahziel „Display“ und orientiert sich kurz in die Ferne. Dadurch entspannt sich die Linsensteuerung (Ziliarmuskel), das Hornhaut-Tränenfilm-System bleibt geschmeidig und die Nackenstrecker gönnen sich Pause.

Quick-Checks (1 Minute)

  • Spürst du Stirnrunzeln beim Lesen-Schriftgröße/Skalierung erhöhen.
  • Greifst du mit dem Kopf nach vorn-Monitorentfernung/-höhe prüfen.
  • Trockene, brennende Augen am Nachmittag-Blinkrate/20-20-20 einführen.

1-Minuten-Quick-Check für entspanntes Sehen am Bildschirm: Zielbild, Blickwechsel und Monitorabstand
Klick zum Vergrößern: 1-Minuten-Quick-Check für Zielbild, Monitorabstand & 20-20-20-Regel

1-Minuten-Quick-Check – Zielbild für entspanntes Sehen am Bildschirm (Großansicht)

Die 20-20-20-Regel richtig anwenden

Alle 20 Minuten 20 Sekunden in die Ferne (ca. 6 m) blicken. Entscheidend ist die Konsequenz, nicht die Millimetergenauigkeit.

  • Zielwahl: Fenster, Flur, Poster, Pflanze am anderen Raumende. Kein neues „Nahziel“ (Smartphone) wählen.
  • Augenbewegung: Kopf bleibt neutral, nur die Augen wandern. Schultern senken, 2–3 tiefe Atemzüge.
  • Varianten: Wenn 6 m nicht möglich sind, so weit wie verfügbar (z. B. 3–4 m) – Hauptsache, deutlich weiter als der Bildschirm.
  • Kontext: Regel nicht während heikler Eingaben/Calls erzwingen – stattdessen direkt danach ausführen.

Blinkrate, Befeuchtung & Raumklima

Beim konzentrierten Lesen sinkt die Blinkfrequenz; der Tränenfilm reißt schneller. Zwei einfache Hebel stabilisieren:

  • Blink-Reminder: 3x bewusst blinzeln, wenn der Timer klingelt; Lidschlag komplett schließen (kein „Halbblinzeln“).
  • Raumklima: Zu trockene Luft verstärkt Beschwerden – 40–50 % rel. Feuchte anpeilen, Zugluft vermeiden.
  • Trinkverhalten: Gleichmäßige Flüssigkeitszufuhr unterstützt die Befeuchtung; Kaffee zählt nicht vollständig.
  • Benetzung: Bei Kontaktlinsen/empfindlichen Augen ggf. befeuchtende Tropfen (ohne Konservierer) – medizinisch abklären.

Akkommodation: Nah–Fern-Wechsel & Mikro-Drills

Der Wechsel zwischen nahen und fernen Zielen lockert die Linsensteuerung. Nutze kurze Drills, wenn die Augen „klebrig“ wirken:

  • Wechselblick 10x: Daumennagel auf Armlänge fokussieren-sofort auf fernes Ziel wechseln-je 1 Sek. halten.
  • Horizont-Scan: Augen horizontal langsam über eine entfernte Linie (Fensterkante, Häuserdach) gleiten lassen, 20 Sek.
  • Mikro-Sakkaden: 10 schnelle Blicksprünge zwischen zwei entfernten Punkten; Kopf bleibt stabil.
  • Augen + Atem: 3 tiefe Nasenatemzüge während des Fernblicks – parasympathischer Reset.

Diese Drills ersetzen keine medizinische Behandlung. Bei anhaltenden Beschwerden: augenärztlich prüfen lassen.

Setup: Schriftgröße, Kontrast & Lesewinkel

Die 20-20-20-Regel wirkt am besten, wenn das Setup passt. Optimiere die Lesbarkeit, damit du nicht mit dem Kopf ausgleichst:

  • Skalierung: Textgröße so wählen, dass 10–12 Worte/Zeile im Reader angenehm sind; bei 4K lieber 125–150 % statt zu klein.
  • Kontrast & Weißpunkt: Ruhiges Weiß, keine „glühenden“ Flächen. UI-Kontrast genug, aber nicht hart.
  • Lesewinkel: Oberkante des Monitors in Augenhöhe oder leicht darunter; Mitte minimal unter Blicklinie.
  • Dark/Light: Thema an Raumhelligkeit koppeln. In sehr hellen Räumen kann „True Black“ mit hohem Kontrast ermüden.

Homeoffice, Gleitsicht & Multimonitor

Zu Hause fehlen oft Fernziele und die Blickwege sind „eng“.

  • Fernziel simulieren: Poster mit feinen Details an die gegenüberliegende Wand, Blick über den Bildschirm hinaus richten.
  • Gleitsicht: Monitore ggf. 1–2 cm tiefer, damit die passende Zone genutzt wird; Bildschirmbrille prüfen.
  • Multimonitor: Primärmonitor mittig; identische Oberkanten und Helligkeiten erleichtern Fernwechsel ohne Kopfverdrehung.
  • Laptop: Ständer + externe Eingabe; 20-20-20 strikt, weil Nahabstand höher ist.

Timer, Gewohnheiten & Team-Routinen

Ohne Erinnerung scheitert die Regel im Alltag. Mache sie sichtbar und hörbar:

  • Timer: 20-Minuten-Intervall leicht akustisch/vibrationsbasiert. Direkt nach heiklen Tasks ausführen.
  • Stacking: Fernblick koppeln mit 3 tiefen Atemzügen und 10x Fußwippen (Venenpumpe) – doppelter Effekt.
  • Team-Signal: „Augen-Ping“ im Chat zur vollen Stunde; 20 Sek. gemeinsam wegschauen.
  • Dokumentation: Kleine Strichliste pro Tag (z. B. 12 Häkchen). Ziel: 8–12 Fernblicke/Tag.

Onboarding & Self-Checks

Onboarding (10–12 Min.)

  • Fernziel definieren (Fenster/Poster) und frei räumen.
  • Timer einrichten (20 Min.). Blink-Reminder kommunizieren.
  • Lesetest: 10 Zeilen flüssig ohne Kopfvorschub-Skalierung/Weißpunkt nachstellen.

Self-Check (wöchentlich, 2 Min.)

  • Wie oft habe ich die Regel umgesetzt? (Ziel 8–12x/Tag)
  • Trockene Augen am Nachmittag-Blink-Drill verstärken, Raumfeuchte prüfen.
  • Immer noch Kopfvorschub-Monitorentfernung/Höhe prüfen.

KPIs & Business Case

  • Beschwerdescore Augen/Kopf (0–10): -20–35 % in 6–8 Wochen erreichbar bei konsequenter Anwendung.
  • Fokuszeit: +10–20 Min./Tag durch weniger „Mikro-Grimmassen“ und Kopfschmerz-Pausern.
  • Fehlerquote: Weniger Lesefehler in Reports/Code-Reviews durch ruhigere Augenführung.
  • Team-Adoption: Quote „X Fernblicke/Tag/MA“ als einfaches, motivierendes Dashboard.

Häufige Fehler & Troubleshooting

  • Fernblick vergessen: Timer oder „Augen-Ping“ im Team etablieren; Fernziele sichtbar platzieren.
  • Fernziel zu nah: Blick bleibt quasi am Monitor-2–3 m mehr schaffen (Tür auf, Flur nutzen).
  • Smartphone statt Ferne: Ist wieder Naharbeit – strikt vermeiden.
  • Weiterhin trockene Augen: Blinkdrill bewusster, Raumfeuchte prüfen, ggf. ärztlich abklären (Linsen/Tropfen).
  • Schwindel beim Blickwechsel: Dosis reduzieren (10 Sek.) und ruhig atmen; bei Persistenz medizinisch prüfen.

Cluster-Übersicht

Fazit & nächster Schritt

Die 20-20-20-Regel ist ein low-effort, high-impact-Werkzeug: alle 20 Minuten 20 Sekunden in die Ferne schauen, 3x blinzeln, ruhig atmen. In Kombination mit guter Lesbarkeit, ruhigem Licht und sauberen Blickwegen stabilisierst du Augen und Kopfhaltung spürbar. Setze jetzt deinen Timer, wähle ein Fernziel und dokumentiere eine Woche lang – deine Augen danken es sofort.

FAQ

Müssen es exakt 20 Fuß sein?

Nein. Entscheidend ist ein deutlich weiter entferntes Ziel als der Bildschirm. 4–8 m sind in Büros oft ideal.

Hilft ein Blaulicht-Filter?

Kann subjektiv angenehmer wirken, ersetzt aber nicht den Fernblick und eine passende Helligkeit/Skalierung.

Kontaktlinsen & trockene Augen – was tun?

Regel konsequent nutzen, blinkbewusst, Raumfeuchte 40–50 %. Bei Bedarf befeuchtende Tropfen nach ärztlicher Rücksprache.

Wie erinnere ich mich im Flow?

Leiser Timer + „Stacking“ mit Atem oder Mini-Move. Alternativ Team-„Augen-Ping“ zur vollen Stunde.

Kann man die Augen „überdehnen“?

Bei sanftem Fernblick nicht. Bei Schwindel/Unwohlsein Dosis reduzieren und ggf. ärztlich prüfen.

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Lizenz: CC BY-SA 4.0 | Kontakt für Redaktion

Jens Röge

Jens Röge

Gründer von Norvio.
Fokus auf gesunde Arbeit, Ergonomie & Stressmanagement.

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